So umfangreich die Reihe der Filmschaffenden, die irgendwann zum Pinsel greifen und sich in bildender Kunst versuchen, so eingeschränkt ist vielfach auch ihr Talent. Wie so oft bestätigen einige wenige Ausnahmen die Regel, und da überraschte ausgerechnet Sylvester Stallone vor kurzem mit einer Ausstellung seiner Malerei, für die sich selbst ausgewiesene Kunstkritiker einigermaßen erwärmen konnten. Weniger wohlwollend dürfte hingegen das Urteil ausfallen, das Berufsprovokateur Tom Six für seine Acrylbilder erhalten würde, die er jetzt online zum Verkauf anbietet.
Dass es der Holländer am liebsten so politisch inkorrekt wie möglich mag, ist kein Geheimnis. Weltweites Aufsehen erregte er 2009 praktisch über Nacht mit seinem ebenso originellen wie absurden Horrorfilm „The Human Centipede“, dem er dieses Jahr ein drastisches Sequel hinzufügte. Die wilde Fantasie aus NS-Chirurgie und Analfixierung ist mittlerweile fester Bestand der Popkultur geworden, doch ihr Erfinder hat ganz offensichtlich wenig Interesse, sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen.
Während bereits „Full Sequence“, der zweite Teil der als Trilogie angelegten Reihe, aufgrund seiner expliziten Gewaltdarstellungen in England nur knapp an einem Vertriebsverbot durch die dortige Filmbewertungsstelle BBFC vorbei gekommen ist, kündigt Six für die Zukunft noch weitere Grenzüberschreitungen an. Wer sich seine jetzt veröffentlichten Arbeiten als Maler anschaut, kann eine Idee davon bekommen, was dem stets gut aufgelegten Regisseur da so vorschwebt.
Technisch betrachtet sind seine Bilder künstlerisch eher irrelevant, doch was anders sollte man auch erwarten, wenn er sie selber mit entwaffnender Bestimmtheit als „Paint Farts“ bezeichnet? Der Aufbau ist meistens ähnlich. Das eigentliche Motiv prangt im Zentrum, während Titel und Signatur als Rahmen fungieren. Mehr als eine kurze Pointe ist das nicht, aber die kommt in den meisten Fällen mit einem derart unangenehmen Beigeschmack daher, dass so manches Bild eine schwer zu verdauende Nachwirkung entwickelt.
Einige Arbeiten entstammen dem thematischen Umfeld seiner Filme, doch vieles geht auch ganz entscheidend noch eine Provokations- und Abscheulichkeitsstufe weiter. Für Zartbesaitete ist ein Blick auf die eigens eingerichtete Homepage jedenfalls nicht zu empfehlen. Alle Bilder sind ausschließlich als Originale erhältlich (Acryl auf Leinwand) und werden mit einem auf der Rückseite befestigten Foto des Künstlers geliefert. Insgesamt gilt: Als Weihnachtsgeschenk eher ungeeignet.
[Abbildungen © six entertainment company]
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